• BOKU Wasserbaulabor · Außenansicht der Fassade mit der Uferbahnbrücke über dem Donaukanal · Fotograf: Robert Tober · www.toro.cc
  • BOKU Wasserbaulabor · River Eco Lab mit Leimbinder Tragwerkskonstruktion · Fotograf: Robert Tober · www.toro.cc
  • BOKU Wasserbaulabor · Main Channel Versuchsanstalt · Fotograf: Robert Tober · www.toro.cc
  • BOKU Wasserbaulabor · Stiegenhaus, Fluchtweg, KONE Personenaufzug, Festsaal mit Leimbinder Tragwerkskonstruktion · Fotograf: Robert Tober · www.toro.cc
  • BOKU Wasserbaulabor · Stiegenhaus, Fluchtweg, KONE Personenaufzug · Fotograf: Robert Tober · www.toro.cc
  • BOKU Wasserbaulabor · Brandschutzklappenantrieb Belimo BFL 230 T ST · Fotograf: Robert Tober · www.toro.cc
  • BOKU Wasserbaulabor · Brandmeldezentrale · Fotograf: Robert Tober · www.toro.cc

BOKU-Wasserbaulabor

Leistungsumfang

  • Erstellung eines genehmigungsfähigen Brandschutzkonzeptes
  • Einreichplanung Brandschutz
  • Consulting während der Ausführungsphase

Das an der Donau gelegene Wasserbaulabor der Universität für Bodenkultur (BOKU) ist eine weltweit einzigartige Anlage, in der erstmals Modellversuche im Maßstab 1:1 durchgeführt werden, um Prozesse in Flüssen besser zu verstehen. Das trägt zum Schutz der Lebensgrundlage Wasser bei und schafft Wissen zu den Auswirkungen des Klimawandels oder der Schifffahrt, zur Bewegung von Sedimenten, zu nachhaltiger Wasserkraft, Flussrückbau oder Hochwasserschutz. Im Auftrag von ATP architekten ingenieure, Wien, die in einer Arbeitsgemeinschaft mit iC consulenten die Planung für das Bauvorhaben innehatten, erstellten wir für den Bildungsbau das Brandschutzkonzept vom Entwurf bis zur Einreichung – und machten uns den Faktor Wasser für die Sicherheit im Pionierlabor dabei gleich mehrfach zunutze.


Das 2023 eröffnete BOKU-Wasserbaulabor befindet sich am Brigittenauer Sporn zwischen der Schleuse Nussdorf und dem Donaukanal. Auf mehr als 12.000 m² finden darin Lehre und Forschung auf mehreren Ebenen statt. Herzstück des Gebäudes ist der im 2. UG liegende Main Channel: Durch das Öffnen eines Wehrs wird Wasser aus der Donau abgezweigt, durchströmt die 90 m lange, 25 m breite und 14 m hohe Halle und wird am anderen Ende wieder in den Donaukanal ausgeleitet. Durch die Wasserspiegeldifferenz zwischen Donau und Donaukanal von 3 m können den Main Channel pro Sekunde bis zu 10.000 l Flusswasser ohne Pumpen durchströmen – eine weltweit unerreichte Größenordnung. Mit dem River Lab gibt es im 2. OG eine weitere Versuchshalle mit eigenem Wasserkreislauf für Klarwasser. Ein Hörsaal, ein Public Lab sowie Outdoor Lab, Werkstätten, eine Bibliothek sowie ein Büro- und Verwaltungstrakt runden den Neubau ab.


Brandschutz in einem Wasserlabor?
Angesichts der Unmengen an Wasser, die in der Forschungsanlage praktisch ständig im Umlauf sind, stellt sich die Frage, ob Brandschutzmaßnahmen überhaupt benötigt werden, wie es in anderen Gebäuden der Fall ist. „Die Antwort darauf lautet: Ja. Es wird zwar Wasser untersucht, aber dennoch handelt es sich um ein Labor, in dem wir es mit verschiedenen Brandlasten und Zündgefahren zu tun haben“, erklärt Projektleiterin Margit Petrak-Diop und verweist auf die Vielzahl an Computern, Messgeräten und elektrischen Versorgungsleitungen in unmittelbarer Nähe zu den Wasserkanälen. Hinzu kommen Materialien für Versuchsaufbauten, die für das wissenschaftliche Arbeiten benötigt werden.


„Think big“ bei den Brandabschnitten
Dennoch sei das Medium Wasser der Planung zugutegekommen, etwa bei den Brandabschnitten. So ist das Wasserbaulabor baurechtlich als Bildungseinrichtung eingestuft, während die Großlaborbereiche Main Channel und River Lab aufgrund ihrer Nutzung und Brandlasten als Sonderbau gelten. Sie bilden einen gemeinsamen Brandabschnitt mit einer Größe von mehr als 6.400 m² – laut Richtlinien das Vierfache der maximal zulässigen Fläche. „Aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen konnten wir im Brandschutzkonzept aber gut argumentieren, dass wir das Schutzniveau trotz dieser Überschreitung gleichwertig erreichen“, schildert Petrak. „Denn der Brandabschnitt weist in Relation zu seiner enormen Größe geringe Brandlasten und zudem einen hohen Wasseranteil auf, wodurch die Brandgefahr reduziert wird. Da Wasser praktisch überall zur Verfügung steht, kann ein Brand rasch gelöscht werden – deutlich schneller, als das in einem Büro oder einer anderen Nutzung der Fall wäre.“


Flexibel forschen, sicher flüchten
Die Dimensionen im BOKU-Wasserbaulabor erforderten auch bei der Konzeption der Flucht- und Rettungswege ein Umdenken, da der Main Channel und das River Lab vielseitig genutzt und dafür immer wieder umgebaut werden. „Wir konnten nicht von einer fixen räumlichen Anordnung ausgehen, denn die Labore können nächste Woche ganz anders aussehen, als heute“, so Petrak-Diop. Ziel war es, eine zu jedem Zeitpunkt sichere Flucht zu ermöglichen, ohne die Bespielung der Laborvolumina einzuschränken. Dafür wurden sowohl die Anzahl als auch Anordnung der Fluchtoptionen angepasst, weshalb in den zwei Versuchsebenen jeweils an beiden Langseiten Notausgänge geschaffen wurden. Das River Lab erhielt zudem einen 68 m langen außenliegenden Fluchtgang, der sich wie ein Korb an die Fassade legt, optisch aber wie eine großzügige Aussichtsterrasse anmutet. Im 2. UG wurde für die dort angesiedelten Technikräume ein unterirdischer Fluchtgang geschaffen und mit einer Brandrauchverdünnungsanlage ausgestattet: In der Entstehungsphase eines Brandes verdünnt sie die Rauchgase mit Frischluft, was die Sicht verbessert, Wärme reduziert und die toxischen Ausmaße der Wirkung des Brandrauches mindert.


"BOKU

Fluchtweg mit Mehrwert: Ein 68 Meter langer Gang an der Fassade bildet einen Fluchtweg aus dem River Lab, der sich perfekt als Aussichtsterrasse tarnt.


Hauseigener Löschwasserspeicher
Zur weiteren Anlagentechnik zählt eine Brandmeldeanlage mit automatischer Alarmweiterleitung an die Feuerwehr. Alle davon geschützten Bereiche sind mit einer Brandfallsteuerung versehen, die beim Ausbruch eines Brandes programmierte Vorgänge auslöst, um die Weiterleitung des Brandes zu verhindern und die Benutzbarkeit von Fluchtwegen sicherzustellen: Brandschutztüren und -klappen schließen, Rauchableitungen öffnen, Personenaufzüge fahren in ihre Bestimmungshaltestelle und gehen dort außer Betrieb. Für den inneren Löschangriff durch die Feuerwehr konnte einmal mehr die im Gebäude verfügbare Ressource Wasser genutzt werden: So erhielt der Kaltwasserversuchstand unterhalb des Main Channels, der permanent mit Wasser gefüllt ist, Abschlüsse mit speziellen Deckeln, sodass die Feuerwehr Löschwasser direkt aus diesem vorhandenen Speicher entnehmen kann.

Ort, Planungszeitraum

Wien, 2016–2022
(Baubeginn: 12/2019, Fertigstellung: 06/2023)

Auftraggeber

ATP Wien Planungs GmbH

Nutzungen

Bildungseinrichtung, Sonderbau (Main Channel und River Lab), Büros

Größe

Bruttogeschoßfläche: 14.900 m², Wasserwege: 2.300 m², Bruttorauminhalt: 110.000 m³

Category
Bildungseinrichtungen