Leistungsumfang
Die Volksoper Wien wurde im Jahr 1898 als „Kaiser-Jubiläums-Stadttheater“ eröffnet. Nachdem das Haus zunächst nur als Sprechbühne geführt wurde, kamen 1903 auch Opern und Singspiele auf den Spielplan. 1904 wurde aus dem Stadttheater Wien schließlich die Volksoper, die heute mit rund 300 Aufführungen aus Operette, Oper, Musical und Ballett jährlich mehr als 315.000 Besucher/innen zählt.
Während die Bühne mit einer Fläche von 480 m² für die Zuschauer/innen sichtbar ist, befinden sich im Hintergrund jede Menge Raum und Technik, die die Realisierung des künstlerischen Geschehens überhaupt erst ermöglichen. Dazu zählt auch die 230 m² große und 10 m hohe Hinterbühne, für die wir mit einer brandschutztechnischen Stellungnahme beauftragt wurden.
Neue Maßnahme, gleiche Schutzzielerreichung?
Die Hinterbühne ist als eigener Brandabschnitt ausgebildet und durch eine automatische Brandmeldeanlage überwacht. Die an uns gerichtete Fragestellung betraf eine Änderung bei der Rauchableitung: Die bestehende natürliche Rauchableitung sollte durch eine mechanische Brandrauchverdünnungsanlage ersetzt werden. Uns oblag die Beurteilung, ob das Schutzziel der Rauch- und Wärmeableitung als Unterstützung des Feuerwehreinsatzes mit der neuen Lösung gleichermaßen erreicht wird.
Natürliche Brandrauchentlüftungen wirken durch den thermischen Auftrieb der Brandgase, die über automatisch oder manuell öffnende Abzugssysteme – in dem Fall Rauchabzugsfenster – ins Freie abgeleitet werden. „Durch diese Thermik zeigen sie mit fortscheitender Branddauer meist eine höhere Wirksamkeit als mechanische Rauchabsaugungen“, erklärt Geschäftsführer Werner Hoyer-Weber. „Beim vorliegenden Projekt kamen wir jedoch aufgrund der Absaugleistung der geplanten mechanischen Brandrauchabsaugung, der vorhandenen Brandmeldeanlage und des rasch durchführbaren Einsatzes der Betriebsfeuerwehr genau zum Umkehrschluss, dass die Brandrauchabsaugung zu Beginn eines Brandereignisses besser wirksam ist – was auf einen raschen Löschbeginn und einen raschen Löscherfolg schließen lässt.“ Mit dieser Argumentation der Durchführung wirksamer Löschmaßnahmen konnte für die Behörde der Nachweis für die gleichwertige Erreichung des Schutzziels erbracht und der angedachten Brandrauchverdünnungsanlage der Weg in die Umsetzung ermöglicht werden.
Der Mehrwert einer fachkundigen Meinung
Eine brandschutztechnische Stellungnahme oder – bei komplexeren Sachverhalten – ein Gutachten liefert eine Einzelfallbeurteilung einer Situation: „Dabei liegt die Qualität darin, dass man eine Aussage erhält, die man nicht 1:1 in Regelwerken findet“, so Hoyer-Weber. Während es im Fall der Volksoper Wien um die Beurteilung einer Schutzzielerreichung ging, können gutachterliche Stellungnahmen auch Aussagen darüber treffen, ob eine Bestandssituation den Richtlinien entspricht oder ob mit einer Sonderlösung von gesetzlichen Vorgaben abgewichen werden kann, wenn Maßnahmen nicht exakt so umgesetzt werden können, wie sie normiert bzw. geprüft sind. „So erhält der Auftraggeber entweder Entscheidungsgrundlagen oder Informationen darüber, wie sich eine Brandschutzmaßnahme technisch oder wirtschaftlich optimiert realisieren lässt.“
Wien, 2017
ART for ART Theaterservice GmbH
Veranstaltungsstätte