27 Okt. 2014 Zur neuen OIB-Richtlinie Brandschutz: Kosten und Sicherheit am Prüfstand
Von Ing. Werner Hoyer-Weber
Anlässlich der über Jahre anhaltenden Diskussionen über höhere technische Ansprüche durch Bauordnungen, die mit einem Kostenanstieg bei Bauprojekten einhergehen, nahm das Österreichische Institut für Bautechnik (OIB) eine Prüfung der letztgültigen OIB-Richtlinie Brandschutz aus dem Jahr 2011 vor, um Vereinfachungs- und Konsolidierungspotentiale im Normenwesen auszuloten. Nach der derzeit laufenden Anhörungsphase ist mit einer Beschlussfassung der OIB-Generalversammlung Ende 2014 zu rechnen.
Für die Evaluierung der Richtlinie brachten die Wirtschaftskammer Österreich, die Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten, der Österreichische Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen sowie die LandeswohnbaureferentInnenkonferenz Verbesserungsvorschläge im Sinne eines „bedarfsorientieren Wohnbaus“ ein. Daraus ergaben sich vier Schwerpunkte:
1) Änderung der Definition der Gebäudeklasse (GK) 2 auf bis zu maximal 10 Wohnungen bzw. eine Brutto-Grundfläche von bis zu 1.000 m²
2) Bemessung der Fluchtwegslänge bei Wohnungen (wieder) ab der Wohnungseingangstüre
3) Nachweisfreie Variante für Fassaden bei überwiegender Verwendung von Baustoffen der Klasse A
4) Das Bauen mit Holz soll für mehr Geschosse als bisher ermöglicht werden.
Weitere Änderungen der OIB-Richtlinie Brandschutz sehen u.a. vor, dass aufgrund der kleinzelligen Bauweise eine Brandabschnittsbildung bei Wohngebäuden entfallen soll. Bei Gebäuden der GK1 und Reihenhäusern der GK2 wurden Neuerungen hinsichtlich eines erforderlichen Heizraumes sowie eines Brennstofflagerraumes formuliert. Darüber hinaus ist bei diesen Gebäuden sowie bei Räumen mit maximal 50 m² eine zwingende Rauchableitung ins Freie nicht erforderlich, sondern eine gemeinsame Entrauchung mehrerer Räume zulässig. Bei Wohngebäuden entfällt weiters die Erfordernis nach einer Fluchtweg-Orientierungsbeleuchtung.
Eine Vereinfachung des Normenwesens ist prinzipiell zu begrüßen, wenn dadurch der Kostendruck in Bauprojekten reduziert werden kann. Mit dem zunehmenden Bedarf an ressourcenschonenden Lösungen ist auch das Team von HOYER Brandschutz bereits seit längerem konfrontiert. Kluge Brandschutzkonzepte können hier Abhilfe schaffen, um den neuen Anforderungen an günstigeres Bauen gerecht zu werden und das Schutzniveau dennoch auf einem gleich hohen Level zu halten – etwa in dem Einsparungen im baulichen Brandschutz durch andere, kompensierende Brandschutzmaßnahmen ausgeglichen werden. Um dies zu gewährleisten, ist jedoch mehr denn je Expertise gefragt: Denn eine isolierte Betrachtung und Einhaltung der neuen Brandschutzrichtlinie, etwa durch einen Bauplaner, ist zwar möglich, bringt alleine aber keine kosten- und sicherheitsoptimierte Ausführung. Dafür braucht es die gesamtheitliche Sichtweise eines Brandschutzplaners, der brandschutztechnische Zusammenhänge erkennen und maßgeschneiderte Konzepte erarbeiten kann.