TABA Tower Luftaufnahme · Fotograf: Robert Tober · www.toro.cc

Frischer Wind in Oberlaa: Vom 70er-Jahre-Hotel zum Wohnhochhaus

Der TABA Tower fußt sprichwörtlich auf Wiener Zeitgeschichte, steht er doch an den Ausläufern des Kurparks Oberlaa, der anlässlich der „Wiener Internationalen Gartenschau 1974“ angelegt wurde. Mit mehr als 60 ha Fläche ist der Park bis heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Das einstige Tourotel, im Vorfeld der Gartenschau 1974 mit 520 Betten eröffnet, wurde knapp fünfzig Jahre später neu belebt: Der Komfort in luftiger Höhe blieb, wird nach einer Umwidmung und einem Umbau samt Aufstockung nun aber in rund 160 Wohneinheiten – Vorsorgewohnungen und möblierten Serviced Apartments – geboten. Wir sorgten für die Modernisierung im Brandschutz und konzipierten für das 57 m hohe Gebäude Anlagen auf Stand der Technik: vom druckbelüfteten Stiegenhaus bis zur Brandmelde- und Sprinkleranlage. Um die Feuerwiderstandsfähigkeit der Bestandsdecken nachzuweisen und die Planung bis ins letzte Detail zu optimieren, aber auch wirtschaftlich zu gestalten, begaben wir uns von der Garage bis zum Dach in akribische Feinarbeit.

Die Tragfähigkeit eines Gebäudes für den Zeitraum der sicheren Flucht oder Rettung der anwesenden Personen zu gewährleisten, zählt zu jenen Schutzzielen, die in jedem Brandschutzkonzept nachzuweisen sind. Für den TABA Tower, der im Zuge des Umbaus bis auf die Tragstruktur entkernt wurde, ergaben sich insbesondere zum Feuerwiderstand der in Stahlbeton ausgeführten Bestandsdecken Fragen. Die entsprechenden Antworten lieferte neben einem statischen Gutachten ein Paket an Maßnahmen zur brandschutztechnischen Ertüchtigung des Hochhauses.

Dazu zählte in erster Linie der Einbau einer Sprinkleranlage, die aufgrund des Fluchtniveaus über 32 m zur Verhinderung des vertikalen Brandüberschlags ohnehin vorgeschrieben wird, da der äußere Löschangriff durch die Feuerwehr ab dieser Höhe nicht mehr möglich ist. „Mit der Löschanlage, deren Schutzbereich sich vom Erdgeschoß bis ins zweite Dachgeschoß erstreckt, ergaben sich bei den Bestandsdecken positive Effekte. Durch die Kühlwirkung des Löschwassers werden Bauteile nicht so heiß, die Temperaturbeanspruchung sinkt und damit auch die Gefahr von Betonabplatzungen“, erklärt Projektleiterin Margit Petrak-Diop. Zudem begünstigt die kleinzellige Tragstruktur der Wohnungen und die hohe Anzahl an Trennwänden mit neunzig Minuten Feuerwiderstand das Tragverhalten der Decke im Brandfall.

Sprinkleranlage mit Mehrfachnutzen
Die Sprinkleranlage machte sich im TABA Tower nicht nur beim Nachweis der Tragfähigkeit der Decken, sondern auch an anderen Stellen bezahlt. So war es möglich, größere Verglasungsflächen mit teilweise niedrigeren Feuerwiderständen zu verbauen, da durch die Kühlung des Löschwassers auch hier eine verlängerte Funktionstüchtigkeit der Bauteile argumentiert werden konnte.Darüber hinaus wurden die vier bestehenden Lichtkuppeln in der Decke über dem EG mit einem verdichtetem Sprinklerschutz um die Deckenöffnung ausgestattet, um den Brandüberschlag ins 1. OG zu verhindern. „Oft werden solche Lichtkuppeln einfach horizontal verschlossen, da eine Verglasung mit 90-minütigem Feuerwiderstand sehr kostspielig ist“, so Petrak Diop. „Indem wir die Sprinkler direkt an der Deckenöffnung und mit einem reduzierten Abstand von maximal zwei Metern zueinander platziert haben, ist der Feuerwiderstand aber sichergestellt und die Lichtkuppen können bleiben. Das bedeutet nicht nur eine wirtschaftliche Ersparnis, sondern auch eine optische Bereicherung.“

Auch im Sockelbereich des Wohnturms führte die Sprinkleranlage zu Kostenersparnissen. Die dort untergebrachten Archive und Lager sind laut Richtlinien als Räume mit erhöhter Brandlast einzustufen. Nach einer exakten Abstimmung der Kapazität der Löschanlage auf die Größen und Höhen der Räume konnte bei deren Umfassungswänden auf einen klassifizierten Feuerwiderstand verzichtet werden.

Platznot am Dach
Die Tüfteleien für das Brandschutzkonzept fanden ihre Fortsetzung auch bei der Dachlandschaft des TABA Tower. Hier ergab sich ein erhöhter Planungsaufwand, da auf der vergleichsweise kleinen Grundfläche mit einer Länge von ca. 28,5 m und einer Breite von ca. 26,5 m nicht nur eine neue Photovoltaikanlage errichtet wurde, sondern eine Vielzahl an Lüftungsschächten, Ventilatoren und gebäudetechnischen Installationen zusammenkommt. Alleine für den Brandschutz mussten mehrere Druckbelüftungsanlagen untergebracht werden: „Damit diese Frischluft sauber ansaugen können, dürfen sich in einem Umkreis von fünf Metern zu den Ansaugstellen aber keine anderen Einrichtungen befinden. Da geht einem auf dieser relativ kleinen Fläche schnell der Platz aus“, schildert Petrak-Diop.