• Triiiple · Robert Tober Architekturfotograf (www.toro.cc)

TrIIIple

 

Leistungsumfang

 

  • Vorentwurfsplanung inkl. Löschanlagen-Variantenuntersuchung für das gesamte Bauvorhaben
  • Entwurfsplanung der Hydranten- und Sprinkleranlage für Turm 1, 2 und 3, Garage und Sockelgeschoße
  • Ausschreibung der Hydranten- und Sprinkleranlage für Turm 1, 2 und 3, Garage und Sockelgeschoße
  • Abstimmung der Hydranten- und Sprinkleranlage mit der abnehmenden Stelle

 

Eine Zahl wird zur Projektkonstante: Nach 3 Jahren Bauzeit wird der 3. Wiener Gemeindebezirk zwischen dem Grünen Prater und Stadtquartier TownTown um ein markantes Hochhaus-Ensemble mit 3 Türmen reicher. Die von weitem sichtbaren Türme des TrIIIple wachsen 106, 115 und 120 Meter in die Höhe und bilden am Donaukanal eine moderne Landschaft zum Wohnen, Arbeiten und Leben. Während die Türme 1 und 2 freifinanzierte Eigentumswohnungen beherbergen, werden in Turm 3 Micro-Apartments an Studierende und Geschäftsleute vermietet. Mit dem Vorentwurf für die Hydranten- und Sprinkleranlage stellten wir im Hochhaus-Trio die Weichen im Bereich der Löschanlagen und übernahmen in weiterer Folge auch die Entwurfsplanung und Ausschreibung.

 

Türme im Dialog

Das Konzept des TrIIIple aus dem Hause Henke Schreieck Architekten setzt die Türme in ein optisches und räumliches Zusammenspiel. Jedes Gebäude fungiert als Individuum, dennoch ergibt sich ein harmonischer Gebäudekomplex, zu dem auch ein vierter und mit 40 Metern deutlich kleinerer Büroturm – das TrIIIple Office – gehört. Eine gemeinsame Tiefgarage eint die vier Gebäude. Diese bauliche Verbindung und der Wunsch des Bauherren nach einer zentralen Löschanlage bildeten den Rahmen für unsere Entwurfsplanung, die alle 4 Bauteile sowie die Sockelzone und Garage einbezog.

 

Alles auf den Prüfstand

Um zu entscheiden, welche Löschanlagenart bzw. -konstellation sich technisch und wirtschaftlich als beste Lösung herausstellt, waren neben den reinen Gebäudedaten wie Höhe, Brandgefahrengruppe oder Grundfläche weitere Parameter relevant: „Wir haben Grundrisse studiert, uns mit den Nutzungen und Brandlasten auseinandergesetzt, Abweichungen von den Richtlinien geprüft und analysiert, wo es erhöhte Anforderungen an die Löschanlage gibt“, so Projektleiter Martin Pazderka, der auch eine Variantenuntersuchung vornahm. Dabei galt es zu beurteilen, ob eine alternative Löschanlage – etwa mit Niederdruck – Vorteile gegenüber der herkömmlichen Sprinkleranlage bietet. Die schrittweise Präzisierung der Planung wurde laufend mit der Architektur und den Vorstellungen des Bauherren abgeglichen. Auch der Aspekt, dass nicht alle drei Türme denselben Betreiber haben, war Teil der Überlegungen: „Wie kann die Aufteilung bei den Errichtungskosten aussehen? Wer kümmert sich im Betrieb um welchen Teil der Löschanlage? Diese Aspekte waren zu klären“, berichtet Pazderka.

 

Löschanlagen mit Maß und Ziel

Realisiert wurde letztlich eine Sprinkleranlage mit einer zentralen Wasserversorgung für alle Bauteile, jeder Turm verfügt aber über eine eigene Sprinkler-Subzentrale. Die Idee des TrIIIple – eine Einheit mit individuellen Merkmalen – ist damit auch in der Löschanlagenplanung zu finden. Neben einem Höchstmaß an Sicherheit stand auch Planungseffizienz im Fokus, etwa durch die Kombination der Sprinkleranlage mit der Wandhydrantenanlage. Eine klassische Sprinkleranlage benötigt mindestens 2 Pumpen, wobei eine Pumpe eine 100-prozentige Redundanz darstellt. Aufgrund der Größe des Bauvorhabens fordern die geltenden Normen und Richtlinien jedoch weitere Redundanzen. Insgesamt benötigt die Sprinkleranlage des TrIIIple nach Abschluss der Planung 2 Druckstufen zu je 3 Sprinklerpumpen, um das Löschwasser mit dem richtigen Druck bis ins letzte OG zu befördern. Die Wandhydrantenanlage hätte 4 weitere Pumpen erfordert. „Das haben wir anders gelöst und versorgen die Hydrantenanlage mit der Wasserversorgung der Sprinkleranlage mit. Dadurch konnten wir die Kosten mehrfach reduzieren, denn wir ersparen uns nicht nur die Errichtung der 4 Pumpen mitsamt aller Bauteile, sondern auch deren laufende Energieversorgung und Wartung im Betrieb“, erklärt Pazderka.

 

Warum Sprinkler in Wohnungen kein No-Go sind

Bei der Entwurfsplanung wurden letzte Details ausgearbeitet, um eine genehmigungsfähige Auslegung der Löschanlagen sicherzustellen. Für die Sprinkleranlage galten durch die Höhe der Türme und die Größe der zu schützenden Fläche erhöhte Anforderungen. Sie ist bis auf zugelassene Ausnahmen für den Schutzumfang „Vollschutz“ ausgelegt. In den Wohnungen wurde ein alternativer Schutzumfang gewählt, da die Sprinkleranlage in dieser Nutzung laut OIB zur Verhinderung der vertikalen Flammenübertragung an der Fassade eingesetzt werden kann. Dabei werden in den Wohneinheiten nur Sprinkler nahe an Fassadenöffnungen platziert, die eine Brandausbreitung in das darüber liegende Geschoß verhindern. „Viele Vermieter und Mieter sind bei Sprinkleranlagen in Wohnräumen noch immer skeptisch, da die Annahme vorherrscht, dass es zu häufigen Fehlauslösungen und Wasserschäden kommt. Hinzu kommt, dass in Filmen oft fälschlicherweise gezeigt wird, dass bei einem Brand alle Sprinklerköpfe öffnen. Tatsächlich lösen nur jene aus, die direkt am Brandherd liegen“, so Pazderka. „Mit dem alternativen Schutzumfang bieten wir einen Kompromiss, da wir die Sprinkleranzahl in den Wohnungen reduzieren. Auch werden oft sogenannte ‚verdeckte Sprinklerköpfe‘ montiert, die bündig mit der Decke abschließen und durch eine Abdeckhaube vor Beschädigung oder Verschmutzung geschützt sind. Das ist optisch von Vorteil und erhöht die Funktionssicherheit.“

 

Neue Pfade beschreiten

Bei der Planung der umgangssprachlich „Fassadensprinkler“ genannten Ausführung der Sprinkler in den Wohnungen betraten wir ein Stück weit Neuland, denn für das Schutzziel „Verhinderung der vertikalen Flammenübertragung“ waren zum damaligen Zeitpunkt in der OIB-Richtlinie 2.3. noch keine anlagentechnischen Anforderungen definiert. „Es gab keine konkreten Angaben, wie das Schutzziel erreicht wird – zum Beispiel wie viele Sprinkler oder Sprinklerreihen für welche Wohnungsgrößen erforderlich sind“, führt Pazderka aus. Nach kleineren Nachjustierungen und intensiven Abstimmungen mit der zuständigen Prüfstelle, die das Sprinklerkonzept rechnerisch überprüfte und mit ihren Erkenntnissen aus Brandversuchen abglich, lag die Bestätigung vor: Die Sprinkleranlage erfüllt das Schutzziel und verhindert den Brandüberschlag an der Fassade – das erleichterte auch die finale Bewilligung durch die Behörde.

Ort, Datum

Wien, 2015-2018

Auftraggeber

TB ZFG-Projekt GmbH

Gebäudenutzung

Wohnungen, Büros, Geschäftsflächen, Gastronomie

Größe

rd. 70.000 m² Nutzfläche

Category
Hochhäuser, Wohnhäuser