Leistungsumfang
Seit Oktober 2020 produziert der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern AGRANA am Standort Tulln kristallines Betain. Die neu errichtete Anlage befindet sich direkt neben der Zuckerfabrik und hat eine Produktionskapazität von rund 8.500 Tonnen pro Jahr. Tulln ist der erst dritte Standort weltweit, an dem natürliches Betain in kristalliner Form gewonnen wird. Der Nährstoff wird zur Nahrungsergänzung, in Sport- und Kosmetikprodukten oder als Tierfuttermittel verwendet. Hoyer Brandschutz erstellte für die innovative und in Österreich bis dato einzigartige Betriebsanlage ein genehmigungsfähiges Brandschutzkonzept und begleitete das Projekt bis zur Bewilligung.
Die Anlage setzt sich aus drei Gebäuden – einem Lager und zwei Produktionshallen – zusammen, die jeweils als Hauptbrandabschnitte definiert wurden. Während der Rohstoff für die Betainproduktion sowie seine Nebenprodukte nicht brennbar sind, können die Kristalle als Fertigprodukt sehr wohl brennen. Das Lager wies daher größere Brandlasten auf, die durch Versand- und Verpackungsmaterialien zusätzlich erhöht wurden.
Da Betain in Österreich brandschutztechnisch noch nicht klassifiziert war, galt es zunächst zu klären, welche Brandlast der Stoff aufweist. Nach intensiven Recherchen und Abstimmungen unter anderem mit dem TRVB-Arbeitskreis des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbands wurde die Brandlast von Betain im festen Zustand mit einem gemittelten Wert von Zucker, Stärke und Lebensmittel festgelegt. Diese Angabe war nicht nur für das Brandschutzkonzept, sondern auch für die Auslegung der Löschwasserversorgung maßgeblich.
„Die Löschwasserversorgung konnte über das bestehende Netz abgedeckt werden und es stehen hier am Gelände Hydranten, Brunnen und Entnahmestellen bereit. Nicht nur die Feuerwehr in Tulln, sondern auch die Betriebsfeuerwehr der AGRANA hat damit ausreichend Löschwasser zur Verfügung. Im Brandschutzkonzept haben wir uns darauf konzentriert, die bestehenden Einrichtungen effektiv, maßvoll und wirtschaftlich zu ergänzen“, erklärt Projektleiter Thomas Schwaighofer. Neben Vorkehrungen im baulichen Brandschutz wurden die Gebäude mit einer automatischen Brandmeldeanlage im Schutzumfang „Vollschutz“ sowie einer Rauchableitungsanlage ausgestattet. Ebenfalls neu geplant wurde eine Brandfallsteuerung: Sie löst bei einem Brandereignis programmierte Vorgänge aus, um eine Brandweiterleitung zu verhindern und Fluchtwege benutzbar zu halten. Dazu zählen etwa die gesicherte Maschinenabschaltung, die Ansteuerung der Rauchableitungsanlage oder die Ansteuerung von Alarmierungseinrichtungen wie Blitzleuchten und Sirenen.
2018-2020, Österreich
Pörner Ingenieurgesellschaft mbH
Produktionsanlage, Lager
2.340 m²