Leistungsumfang
Im Herbst 2013 eröffnete der Campus der Wirtschaftsuniversität Wien am neuen Standort im Prater. Der Neubau trägt die Handschrift von sechs internationalen Stararchitekt/innen. Hoyer Brandschutz übernahm die Planung, Ausschreibung und Fachaufsicht der Sprinkleranlagen für vier der sechs Bauabschnitte. Darunter befand sich auch das optisch bahnbrechende Learning Center nach einem Entwurf von Zaha Hadid. Das Löschanlagenkonzept umfasste mehr als 13.500 Sprinkler. Mit viel Know-how und Fingerspitzengefühl brachte es die innovative Architektur des Campus mit modernen wie effektiven Brandschutzlösungen in Einklang.
Individualität in jeder Hinsicht
„Jeder Bauteil des WU-Campus hat eine andere Architektur. Die einzige Gemeinsamkeit: Standardisierte Räume gibt es kaum. Bei der Planung mussten wir daher für jedes Gebäude ein maßgeschneidertes Konzept erstellen. Und auch Neuland betreten – etwa wenn es darum ging eine Sprinkleranlage in einem Raum mit bis zu 35-Grad geneigten Wänden zu integrieren und trotz des ungewöhnlichen Raumkonzepts das geforderte Sicherheitsniveau zu erreichen“, so Werner Hoyer-Weber.
Das Sprinklerkonzept der WU Wien
Der neue WU-Campus besteht aus sechs Gebäuden und einer gemeinsamen Tiefgarage. Vier Gebäude sind durch Sprinkler vor Brandgefahren gesichert: das Library & Learning Center (LC) sowie die Departments 1, 3 und 4, welche auch das Teaching Center sowie Administrationsräumlichkeiten umfassen. Um den zu gewährleistenden Schutzumfang der Sprinkleranlagen an die architektonischen Gegebenheiten anzupassen, sah unsere Planung in jedem Gebäude verschiedene Sprinklersysteme – vorwiegend Nasssysteme – vor. Eine gemeinsame Sprinkleranlage, welche in der Garage in direkter Nähe des Hörsaalzentrums situiert ist, versorgt die einzelnen Gebäude. Jedes gesprinklerte Gebäude besitzt auch eine Sub-Zentrale, die über die Garage mit der Sprinklerzentrale verbunden ist.
„Unsichtbare“ Löschanlagen
Die Rohrleitungen und Sprinklerköpfe konnten in den Technikbereichen aller Bauabschnitte auf Sicht montiert werden. Für die öffentlichen Bereiche galt es jedoch andere Lösungen zu finden. Wir arbeiteten diese in Abstimmung mit den Architekt/innen aus. In Bereichen mit abgehängten Decken wurden die Hauptleitungen und Strangrohe im Zwischendeckenhohlraum geführt. Dadurch sind nur die Sprinklerköpfe auf der Deckenunterseite sichtbar. In Bereichen ohne abgehängte Decken wurde die Verrohrung in den Doppelboden des darüber liegenden Geschosses integriert. Die Strangrohre stechen von der Hauptleitung durch die Decke zu den gewünschten Sprinklerpositionen im darunter liegenden Geschoss.
Doppelboden mit Installationen der verschiedenen Gewerke
Sprühflutanlage im Library & Learning Center
Auch das Library & Learning Center, das Herzstück des Campus, erforderte im futuristischen Atrium aufgrund der Raumhöhe ein spezielles Löschkonzept. Herkömmliche Sprinklerköpfe besitzen ein Glasfass, das durch heiße Brandgase erhitzt wird. Bei einer Solltemperatur von 68 °C gibt es durch Zerplatzen das Löschwasser frei. Je höher ein Raum ist, desto mehr verzögert sich aber die Auslösung der Sprinklerköpfe, da die Brandgase mit der Zeit abkühlen. Um diesem Effekt im Atrium entgegenzuwirken, planten wir an dessen Decke eine Sprühflutanlage. Diese folgt einem ähnlichen Prinzip wie eine Sprinkleranlage, jedoch mit einem Unterschied: Die Löschdüsen sind ständig geöffnet und bei Auslösung der Anlage – manuell per Druckknopfmelder oder mittels Brandmeldeanlage – findet eine wirksame Wasserbeaufschlagung statt.
Akustik & Brandschutz unter einem Hut
In mehreren Gebäuden sind Bereiche mit Akustikbaffeln ausgestattet. Diese sorgen für eine ruhige Atmosphäre, sind jedoch für Sprinkleranlagen eine Sprühbehinderung. Spezielle Steuersprinkler und offene Löschdüsen schützen nun diese betroffen Bereiche. Steuersprinkler besitzen wie normale Sprinklerköpfe ein wärmeempfindliches Glasfass. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass Steuersprinkler kein Wasser direkt aussprühen, sondern beim Zerplatzen nur einen Abgang zu nachfolgenden Löschdüsen freigeben. Die Steuersprinkler sind an der Decke installiert und mittels Strangrohren mit mehreren Löschdüsen verbunden. Die Löschdüsen sitzen an den Unterkanten der Akustikelemente, weshalb die Sprühleistung nicht beeinträchtigt wird. Im Brandfall steigen die Brandgase an die Raumdecke auf und lösen dort den Steuersprinkler aus. Dieser gibt das Wasser zu den Löschdüsen frei und bekämpft so den Brand.
Akustikbaffeln an der Decke der Sozial- und Konferenzräume
Vorgesteuerte Trockenanlage für die Archive
Auch die Archive des Campus stellten in puncto Löschkonzept einen Sonderfall dar. Einen ungewollten Wasseraustritt – etwa durch Beschädigung eines Sprinklers – galt es hier in jedem Fall zu vermeiden, da dies große Schäden verursachen würde. Unsere Lösung: eine vorgesteuerte Trockenanlage, bei der die Alarmventile erst durch eine Zweimelder-Abhängigkeit auslösen. So ist das vorgesteuerte Trockenalarmventil von der Brandmeldeanlage mechanisch verriegelt und wird erst beim Ansprechen der Brandmelder im Löschbereich entriegelt. Weiters ist die Rohrleitung der Sprinkleranlage mit Druckluft gefüllt und hält die Klappe des Alarmventils geschlossen. Es kommt somit erst zu einem Wasseraustritt im Löschbereich, wenn die Brandmeldeanlage ausgelöst hat und mindestens ein Sprinklerglasfass zerplatzt ist.
Kompetente Betreuung bis zur Montage
Nach der Entwurfs-, Bewilligungs- und Ausführungsplanung der Sprinkleranlagen überwachten wir im Zuge der Fachaufsicht die Montageplanung der ausführenden Firmen. Dabei wurden die Montagepläne auf ihre Ausführbarkeit und auf Abweichungen von den Grundrissplänen sowie Deckenspiegelplänen der Architekt/innen geprüft. Die Montage erfolgte erst nach Freigabe der Pläne. Dadurch konnte eine rasche Umsetzung und richtliniengetreue Umsetzung sichergestellt werden.
2009-2013, Österreich
Vasko & Partner (W2, W1D, LLC), KWI Engineers (O1), BUS Architektur (Fachaufsicht O1)
Büros
LLC: 24.200 m², 5.660 Sprinkler O1: 17.130 m², 2.450 Sprinkler W1D: 13.500 m², 2.390 Sprinkler W2: 17.100 m², 3.070 Sprinkler