Leistungsumfang
Ein neuer Standort bedeutet für Unternehmen und Organisationen nicht nur eine räumliche Veränderung, sondern auch eine nachhaltige Weiterentwicklung. So auch beim TÜV AUSTRIA, der die neue Ausrichtung seiner Organisationsstruktur Anfang 2017 mit der Inbetriebnahme des gleichnamigen Campus in Brunn am Gebirge erfolgreich abschloss. Der Neubau ist ein moderner Büro-, Ausbildungs- und Veranstaltungskomplex, der auf die Bedürfnisse von über 300 Mitarbeiter/innen und rund 13.000 jährlichen Schulungsbesucher/innen zugeschnitten wurde. Maßgeschneidert waren auch die umfangreichen Leistungen von Hoyer Brandschutz zugunsten der Sicherheit.
Brandschutzplanung für Campus und Hochgarage
Der freistehende Campus mit Großraumbüros, Schulungsräumen und einem Restaurant inkl. Küche ist verteilt auf sechs Ebenen und rund 8.600 m². Parkmöglichkeiten wurden mit einer neuen Hochgarage mit rund 330 PKW-Stellplätzen geschaffen. Für beide Bauvorhaben erstellten wir gemäß der NÖ Bauordnung Brandschutzkonzepte. Sie lieferten die schutzzielorientierten Nachweise für die Sicherheit der im Gebäude befindlichen Personen und für die Einsatzkräfte, sowie für die Verhinderung der Ausbreitung von Feuer und Rauch. Darüber hinaus lag unser Fokus darauf den Brandschutz sowohl bei der Errichtung als auch im laufenden Betrieb möglichst wirtschaftlich zu gestalten.
Abweichung durch Gebäudegeometrie
Auf der Suche nach Synergien im baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Bereich, aber auch aufgrund von örtlichen Gegebenheiten kommt es in Brandschutzkonzepten zu Abweichungen von den Richtlinien. Beim TÜV Campus ergab sich eine Abweichung bereits bei der Festlegung der Brandabschnitte aufgrund der besonderen Geometrie des Gebäudes, das 25 Meter hoch und 287 Meter lang ist. Zwar lagen alle Brandabschnitte im Normbereich von maximal 1.600 m² – die zulässige Länge von 40 Metern wurde jedoch überschritten. Diese Abweichung konnte aber schlüssig argumentiert und kompensiert werden, da das Gebäude über mehrere Erschließungsmöglichkeiten verfügt und mit einer automatischen Brandmeldeanlage ausgestattet wurde. Die Feuerwehr wird mit ihrer Hilfe rasch alarmiert, kann den Brandherd genau eingrenzen und einen wirksamen Löschangriff durchführen.
Schnelle Flucht ermöglichen
Am TÜV AUSTRIA Campus halten sich tagsüber mehrere hundert Personen gleichzeitig auf – nicht alle, insbesondere Schulungsteilnehmende, sind mit dem Gebäude vertraut. Die Fluchtwegplanung rückte damit besonders in den Fokus. Letztlich wurde das Gebäude mit drei innenliegenden Stiegenhäusern als Fluchttreppen mit gesicherten Notausgängen ins Freie konzipiert. Unabhängig vom jeweiligen Standort erreichen Anwesende eine dieser Fluchttreppen nach höchstens 40 Metern. Mit einer Personenstrom-analyse betrachteten wir die Evakuierungssituation im Detail und stellten sicher, dass die Fluchtwege für die Personenanzahlen in den Büro- und Schulungsbereichen ausreichend dimensioniert wurden.
Sicherheit für Menschen mit besonderen Bedürfnissen
Personen mit Mobilitätseinschränkungen sind bei einem Brandereignis auf besondere Unterstützung angewiesen. Da Aufzüge in den Brandfallmodus übergehen und die Flucht über die Treppenhäuser nicht möglich ist, planten wir im zentralen Treppenhaus in jedem Obergeschoß sichere Verweilbereiche. Über einen Notruftaster können Wartende von dort die Einsatzkräfte informieren. Weitere Maßnahmen sind Rampen mit einem Gefälle von maximal 6 Prozent für ein barrierefreies Bewegen mit dem Rollstuhl und motorische Unterstützungen für Türen im Verlauf von Fluchtwegen, damit beim Öffnen und Schließen nur ein geringer Kraftaufwand vonnöten ist.
Programmierte Abläufe für den Notfall
Im anlagentechnischen Bereich sieht das Konzept neben der automatischen Brandmeldeanlage eine Gaslöschanlage für den IT-Serverraum vor. Der Personenschutz ist im Evakuierungsfall voll garantiert – im Gegensatz zu einer Wasserlöschanlage schädigt sie aber die empfindliche IT-Infrastruktur nicht. Darüber hinaus wurde der TÜV Campus mit einer Brandfallsteuerung ausgestattet. Ihr Zweck ist es im Brandfall programmierte Vorgänge durchzuführen, um die Brandweiterleitung zu verhindern. Dazu zählen das Schließen von Brandschutzklappen, die Abschaltung von Lüftungsanlagen, das Entriegeln von Sperren im Verlauf von Fluchtwegen oder die Ansteuerung von Blitzleuchten und Sirenen. Für die Erste und Erweiterte Löschhilfe ermittelten wir die Anzahl der bereitzustellenden tragbaren Feuerlöscher und stimmte deren Aufstellung mit der Feuerwehr ab. Eine Sicherheitsstromversorgung gewährleistet, dass die Brandmeldeanlage, der Rauchabzug im Treppenhaus und die Fluchtwegorientierungsbeleuchtung zu jeder Zeit funktionsfähig sind.
2014-2017, Österreich
STRAUSS & PARTNER Development GmbH, Goldbeck Rhomberg GmbH
Büro, Schulungsbetrieb
8.600 m² Campus, 9.475 m² Hochgarage