• Seebad Breitenbrunn, Brandschutzschneise · Foto: Robert Tober
  • Seebad Breitenbrunn, Strand mit Surfbrett · Foto: Robert Tober
  • Seebad Breitenbrunn, Camping, Feuerlöscher · Foto: Robert Tober

Seebad Breitenbrunn

 

Leistungsumfang

  • Brandschutzkonzept für die Schaffung von Brandschutzschneisen rund um das Seebad Breitenbrunn
  • Brandschutzkonzept, Ausführungsplanung und Begleitung der Bauausführung für das neue Marinagebäude

 

Seit über fünfzig Jahren bietet das Seebad Breitenbrunn im Burgenland naturnahe Erholung. Inmitten des Welterberaums Fertö-Neusiedler See finden Gäste auf rund 16 Hektar Fläche vielseitige Sport-, Freizeit- und Übernachtungsmöglichkeiten vor. Ein internationaler Wettbewerb markierte 2016 den Startpunkt für die Modernisierung des Seebads, die seitdem in Etappen realisiert wird. Hoyer Brandschutz kam dabei eine bis dato einzigartige Aufgabe zu: die Schaffung von Brandschutzschneisen im Schilfgürtel. Diese wirken bei einem Schilfbrand dem Übergreifen des Feuers auf das Seebadareal entgegen, während sie im umgekehrten Fall das Naturgebiet Schilf schützen. Dafür galt es, die Wasserkanäle brandschutztechnisch zu adaptieren, der Feuerwehr einen effektiven Löschangriff für die meist großflächigen Schilfbrände zu ermöglichen und die Eingriffe in den Naturraum so gering wie möglich zu halten. Unmittelbar nach der Fertigstellung mussten die Brandschutzschneisen im März 2023 bei einem Schilfbrand auch schon ihre Feuerprobe bestehen.

 

Schon die Herangehensweise an das Projekt machte klar, dass Brandschutzschneisen im Schilf planerisches Neuland bedeuten: „Üblicherweise soll ein Gebäude bewilligt werden und wir konzipieren dafür die Brandschutzmaßnahmen. In diesem Fall war aber zunächst die Brandschutzmaßnahme selbst zu bewilligen“, erklärt Projektleiterin Nadja Kroj. So bestehen rund um das Seebad Breitenbrunn Wasserkanäle, die bisher als Abstandsflächen zwischen den Nutzungen des Seebades und dem Schilfgürtel von der Gemeinde von Schilfwuchs und Schlamm freigehalten wurden. Da der Schilfgürtel naturrechtlich geschützt ist, war dies stets separat zu bewilligen. Hoyer Brandschutz oblag es, ein Einreichprojekt zu ermöglichen, das diese Wasserkanäle zum Bestandteil eines Brandschutzkonzeptes macht, wodurch deren Freihaltung rechtlich dauerhaft abgesichert ist. „Dafür mussten wir die Brandschutzschneisen als wirksame Maßnahme argumentieren, nach dem Motto ‚So viel wie nötig, so wenig wie möglich‘ aber auch dem Naturschutz gerecht werden“, erklärt Kroj.

 

Ertüchtigung am See
Den Neusiedler See umgibt eine rund 180 Quadratkilometer große Schilfwildnis, die den Lebensraum für zahlreiche Tierarten bildet. Der an manchen Stellen bis zu fünf Kilometer breite Schilfgürtel ist immer wieder Schauplatz von Brandereignissen. Gerade in Trockenperioden und bei ungünstigem Wind können sich Schilfbrände rasch ausbreiten, weshalb sie von der Feuerwehr nur mit hohem Einsatz zu bewältigen sind. Das erhöht auch die Gefahr, dass Menschen zu Schaden kommen. Um das Seebad Breitenbrunn vor einem Brand im angrenzenden Schilfbereich zu schützen, wurden die Wasserkanäle zwischen Seebadgelände und Schilfgürtel mit einer brandschutztechnischen Funktion neu definiert. Dafür musste zu Beginn festgelegt werden, welche Breite für die Wasserkanäle notwendig ist: „Dabei ging es allerdings nicht darum eine Brandübertragung durch Funkenflug generell zu verhindern. Das ist auch gar nicht möglich, denn bei starkem Wind können Funken hunderte Meter weit getragen werden“, so Kroj. Vielmehr sollten die Brandschutzschneisen einem direkten Weiterbrand entgegenwirken.

 

Nach Abstimmungen mit der Naturschutz- und Wasserrechtsbehörde sowie der Feuerwehr wurde die Breite der Wasserkanäle mit zehn Metern definiert. Einige Teilstücke kamen hinzu, um eine durchgehende Barriere zu schaffen. Um diese im Brandfall zu halten, wurde die Zone um die Brandschutzschneisen als Aktionsbereich für die Feuerwehr erschlossen: Indem dieser von Schilfbewuchs freigehalten wird, ist die Zone zwischen Schilfgürtel und Seebad besser zugänglich und brandlastreduziert. Bei einem Schilfbrand sind die Einsatzkräfte der Feuerwehr so auch besser geschützt. „Das präzise geplante Vorhaben, die Wasserkanäle im Zuge eines Brandschutzkonzeptes neu zu definieren, konnte mit Hoyer Brandschutz als verantwortungsbewusstem Projektpartner reibungslos zur Umsetzung gebracht werden“, so Mag. Jürgen Narath, Gesamtleiter Immobilienbereich der Esterhazy Betriebe.

 

Löschen in Riegelstellung
Aufgrund der Dimensionen vieler Schilfbrände war die Abstimmung des Löschangriffs der Feuerwehr entscheidend. Im Fokus stand die für den Naturschutz zumutbare Erschließung weiterer Bereiche, um neue Pumpenstandplätze zu schaffen. Diese sollten der Feuerwehr eine Einsatztaktik ermöglichen, die für Brandereignisse dieser Art besonders geeignet ist: die sogenannte Riegelstellung. Dabei verteilen sich die Einsatzkräfte entlang einer Linie, um diese möglichst zusammenhängend abzudecken. Wir stimmten die Positionen für den Löschangriff mit der Feuerwehr ab, berechneten die Anzahl der nötigen Pumpenstandplätze und konzipierten die Wasserversorgung über mehrere Entnahmestellen. Nach der Genehmigung durch den Naturschutz konnten neue Pumpenaufstellflächen auf Stegen in das Brandschutzkonzept integriert werden, das auch die Erweiterung bestehender Flächen vorsah, sodass pro Steg zwei Pumpen aufgestellt werden können. Dadurch können die Einsatzkräfte nicht nur gezielt auf dem gegenüberliegenden Ufer löschen, sondern auch im Seebad Vegetation und Gebäude mit Wasser benetzen, um die Brandgefahr durch Funkenflug einzudämmen.

 

Feuer im Schilf: Bewährungsprobe für die Brandschutzschneisen
Die Modernisierung des Seebads Breitenbrunn wird seit 2019 in abgestimmten Bauphasen realisiert. Diese machen eine Nutzung über den Sommer möglich und nehmen Rücksicht auf die Natur, indem etwa geräuschintensive Arbeiten an die Vogelbrutzeit angepasst werden. Der Startschuss für die neuen Brandschutzschneisen fiel im Winter 2021, Anfang 2023 waren diese fertiggestellt. Nur wenige Tage später, am 1. März 2023, mussten sie ihre Wirksamkeit bereits unter Beweis stellen, als im sechs Kilometer entfernten Winden am See eine Erntemaschine Feuer fing und einen Schilfbrand auslöste. Über zwanzig Feuerwehren und mehrere Löschhubschrauber waren im Einsatz, um diesen unter Kontrolle zu bringen. Das schwer zugängliche Gebiet und ständig drehender Wind stellten die Einsatzkräfte auf die Probe. Es dauerte fast 24 Stunden, bis „Brand aus“ gegeben werden konnte.

 

Aufklärungsflüge mit Drohnen zeigten, dass sich das Feuer im Lauf des Tages gefährlich nah auf das Seebad zubewegte. Dass dieses verschont blieb und die Feuerfront Richtung Breitenbrunn gesichert werden konnte, ist dem gut koordinierten Feuerwehreinsatz zu verdanken – unterstützt wurde dieser durch die neu gesetzten Brandschutzmaßnahmen: „Das Sicherheitskonzept mit schilffreien Brandschutzschneisen war ein wesentlicher Faktor für das Löschen des Brandes“, so Markus Tobler, Ortsfeuerwehrkommandant der FF Breitenbrunn. „In Verbindung mit der getroffenen Riegelstellung konnten wir eine noch größere Katastrophe verhindern.“

 

Luftaufnahme. Seebad Breitenbrunn nach dem Schilfbrand 2022. © Robert Tober

Ein 200 ha großer Schilfbrand im März 2023 rückte gefährlich nahe an das Seebad Breitenbrunn heran. Ein Übergreifen des Feuers konnte von den Einsatzkräften auch dank neu geschaffener Brandschutzschneisen zwischen Seebadareal und Schilfgürtel erfolgreich abgewehrt werden.

 

Schilf als Brandlast?
Luftbilder zeigen, dass der Brand, der rund 200 Hektar Schilf zerstörte, bis an die Wasserkanäle direkt um das Seebad vorgedrungen ist. „Wie im Brandschutzkonzept beschrieben, konnte sich die Feuerwehr aber in einer Linie aufstellen und diese halten“, so Projektleiterin Kroj. Während es im Stadtgebiet bewährte Maßnahmen zur Verhinderung eines Flächenbrandes durch Flugfeuer gibt – etwa die Klassifizierung BROOF(t1) für Bauteile in Dachbereichen – ist ein Flurbrand eine Herausforderung: „Schilf lässt sich ja nicht als herkömmliche Brandlast einstufen und es ist auch kein Bauteil, an das man Anforderungen im Brandschutz stellen kann“, führt Kroj aus.

Ort, Planungszeitraum

Breitenbrunn, 2018–heute

Auftraggeber

Seebad Breitenbrunn Betriebs GmbH (Brandschutzschneisen), Hoffelner Schmid Architekten ZT GmbH (Marinagebäude)

Nutzung

Gastronomie, Übernachtung, Veranstaltung, Büro

Größe

16 ha Gesamtfläche (Seebadgelände)

Category
Veranstaltungszentren