Uniklinikum Salzburg
Campus Christian-Doppler-Klinik

 

Leistungsumfang

  • Brandschutzkonzept
  • Evakuierungskonzept
  • Fachbauaufsicht

 

Hoyer Brandschutz betreute die Neustrukturierung des Uniklinikums Salzburg Campus Christian-Doppler-Klinik, der bei laufendem Betrieb saniert und umgebaut wurde. Die Klinik erhielt auch eine neue Intensivstation, die im April 2020 aufgrund der Coronavirus-Krise frühzeitig fertiggestellt wurde. Wir erstellten das Brandschutzkonzept für die Baugenehmigung und hatten auch die Fachbauaufsicht und finale Abnahme des Brandschutzes inne. Dieser wurde besonders ressourcenschonend auf den neuesten Stand gebracht: durch den Erhalt von weiten Teilen der Bestandssubstanz auf der einen und fein abgestimmte Neuerungen auf der anderen Seite.

 

Der Uniklinikum Campus Christian-Doppler-Klinik gehört zu den Salzburger Landeskliniken, dem größten Gesundheitsanbieter im Bundesland Salzburg. Zur Erhöhung der Servicequalität wurde das rund 4.400 m² große Haus 2 der Klinik, in dem die Unikliniken für Neurochirurgie und Neuroanästhesie sowie Teile der Uniklinik für Neurologie untergebracht sind, in mehreren Etappen technisch saniert und mit baulichen Adaptierungen räumlich neu konzeptioniert. Im Frühjahr 2020 fanden zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung während der Coronavirus-Krise umfassende Arbeiten im dritten Obergeschoss statt, wo ein neuer „intensive high care“-Bereich mit Beatmungsbetten fertiggestellt wurde.

 

Erhalten statt erneuern

In der Planungsphase standen grundlegende Fragen im Fokus: „Für das Brandschutzkonzept galt es zu klären, wie viel wir vom baulichen Bestand erhalten können und was brandschutztechnisch ertüchtigt oder erneuert werden muss“, schildert Ing. Werner Hoyer-Weber. „Viel Zeit haben wir zum Beispiel investiert, um das Brandverhalten der Stahlbetondecken zu prüfen und festzustellen, unter welchen Bedingungen sie weiter verwendbar sind.“ Da die Beurteilung einen Feuerwiderstand von neunzig Minuten ergab, war kein Austausch der Decken nötig. Auch andere bauliche Gegebenheiten wie die Löschwasserbereitstellung über das Hydrantennetz der Klinik, das Dach oder die Fassade konnten unverändert belassen werden. Die vorhandene Brandmeldeanlage und Anordnung der Rauchmelder passten wir an die neue Raumaufteilung an. „Es muss nicht immer zwingend ein Neubau her. Mit einer fundierten fachlichen Einschätzung kann man auch mit bestehenden Strukturen im Brandschutz etwas Zeitgemäßes schaffen und über viele Jahre nutzen. Das ist nachhaltiger und senkt die Projektkosten“, so Hoyer-Weber.

 

Bestandsaufzüge für Evakuierung nachgerüstet

Dieser Philosophie folgten wir auch bei den Aufzügen, die im Brandschutz eine wichtige Rolle spielen. Üblicherweise sind für die Evakuierung Feuerwehraufzüge notwendig. Am Uniklinikum Campus Christian-Doppler-Klinik hätte das eine komplette Erneuerung bedeutet. „Wir wollten stattdessen die bestehenden Aufzüge weiterverwenden und haben sie so ertüchtigt, dass man sie als Evakuierungsaufzüge einsetzen kann“, erzählt Hoyer-Weber. Eine zentrale Maßnahme hierfür war der Einbau einer Brandfallsteuerung: Sie sorgt dafür, dass die Aufzüge während eines Brandereignisses ins Erdgeschoß fahren und dort mit geöffneten Türen für die Feuerwehr bereitstehen. Brennt es im Erdgeschoss, wird eine Ersatzhaltestelle im ersten Obergeschoß angefahren. Durch die neue Ausstattung mit Schlüsselschaltern kann die Feuerwehr die Aufzüge in Betrieb nehmen und für die Evakuierung nutzen. Damit zudem eine vertikale Evakuierung – von Geschoß zu Geschoß – möglich ist, sahen wir eine funktionserhaltende Verkabelung vor: Die dabei eingesetzten Kabel liefern selbst dann noch Strom, wenn sie brennen.

 

Personenrettung im Krankenhaus

In Krankenhäusern ist eine Evakuierung eine logistische Herausforderung, denn viele Patient/innen sind in ihrer Mobilität eingeschränkt und benötigen fremde Hilfe. „Wir sprechen von Personen, die nicht selbstrettungsfähig sind, was den Brand in solchen Gebäuden sehr personalintensiv macht. Allein für die Evakuierung einer Intensivstation mit sieben Betten würde man beispielsweise ebenso viel Personal benötigen“, erklärt Hoyer-Weber. Um Brandereignisse auch mit weniger Personal bewerkstelligen zu können, folgen Krankenhäuser einem mehrstufigen Evakuierungskonzept. Nicht die Flucht, sondern der Verbleib steht darin im Zentrum: Personen können sich bis zum Eintreffen der Feuerwehr sicher im Gebäude aufhalten – entweder an Ort und Stelle oder indem sie in benachbarte Bereiche oder Geschoße gebracht werden. Gelöst wird dies mit Evakuierungsabschnitten, die brandtechnisch abgeriegelt sind. Feuer und Rauch werden darin eingeschlossen, während alle anderen Bereiche weiter sicher sind. Eine Flucht ins Freie ist erst der letzte Schritt des Konzepts.

 

Aus der Terrasse wird die Evakuierungsplattform

Auch das Haus 2 am Uniklinikum Campus Christian-Doppler-Klinik wurde in Evakuierungsabschnitte unterteilt. Jeder ist so bemessen, dass das Personal die jeweilige Anzahl an Patient/innen bis zum Eintreffen der Feuerwehr in Sicherheit bringen kann. „Hier ist es entscheidend vorab mit der Organisation des Krankenhauses zu klären, welche Personalressourcen sichergestellt sind – und zwar zu jeder Zeit. Denn brennen kann es auch am Wochenende oder in den Ferien.“ Das Evakuierungskonzept von Hoyer Brandschutz sah auch eine Verbesserung zu den bisherigen Maßnahmen vor: die Errichtung eines außenliegenden Fluchttreppenhauses. Im Alltag dient es als Terrasse, im Brandfall gibt es für jedes Geschoß eine zusätzliche Evakuierungsplattform, auf der Patient/innen mitsamt ihren Betten in Sicherheit gebracht werden können. Zusammen mit den beiden Evakuierungsaufzügen verfügt das Gebäude nun über drei Fluchtstiegen. Allen Personen stehen damit Fluchtwege in unterschiedlichen Richtungen offen.

 

Bauüberwachung bis zum letzten Kabel

Neben der Planung der Brandschutz- und Evakuierungsmaßnahmen übernahmen wir auch die Fachbauaufsicht. Dabei wurde die lückenlose und fachgerechte Umsetzung des Brandschutzkonzeptes überprüft. Moderne Dokumentations-Tools, Fotos und detaillierte Beschreibungen unterstützten die Verantwortlichen am Bau bei der raschen Mängelbehebung und ordnungsgemäßen Ausführung. „Krankenhäuser haben einen sehr hohen Installationsgrad an Elektrotechnik – vor allem in den Intensivstationen, aber auch in EDV-Bereichen. Kabel werden oft bis zur letzten Minute gezogen“, verweist Hoyer-Weber auf einen weiteren wichtigen Aspekt die Abnahme betreffend. Abschottungen und andere bereits fertiggestellte Brandschutzmaßnahmen würden durch diese elektrischen Nachbelegungen häufig wieder zerstört. „Während andere Gewerke längst fertig sind, gibt es im Brandschutz bis zuletzt einen intensiven Kontrollaufwand. Aber dieser stellt sicher, dass der Zeitplan hält und die Qualität passt.“

Datum

2018-2020, Österreich

Auftraggeber

Gemeinnützige Salzburger Landeskliniken Betriebsges.m.b.H.

Gebäudenutzung

Krankenhaus

Größe

4.400 m²

Category
Krankenhäuser