Leistungsumfang
Urbanisierung, Digitalisierung und veränderte Konsumgewohnheiten: IKEA Österreich reagierte darauf mit einem neuen Logistikzentrum in Strebersdorf, das im Oktober 2019 in Betrieb ging. Von hier aus werden alle Kundendirektlieferungen in ganz Österreich getätigt. Zudem gibt es eine Abholstation für Kund/innen. Für die dafür nötige Logistik weist der rund 50.000 m² große Neubau zahlreiche Besonderheiten auf, etwa zwei übereinander platzierte Hochregallager. Von uns kamen das Brandschutzkonzept und die Löschanlagenplanung.
Kein Brandschutz von der Stange
„Am Anfang unserer Arbeit steht die Vision des Bauherren, in diesem Fall ein völlig neues Shopkonzept“, so Ing. Werner Hoyer-Weber. „Wir schauen uns an, welche Richtlinien anzuwenden sind und wo es Sonderlösungen braucht, damit die Wünsche des Kunden wirtschaftlich umgesetzt werden und gleichzeitig alle brandschutztechnischen Vorgaben erfüllt sind.“ In einem Brandschutzkonzept wurden sämtliche Erfordernisse des vorbeugenden baulichen und anlagentechnischen Brandschutzes sowie des organisatorischen und abwehrenden Brandschutzes dargestellt. Neben einschlägigen Vorschriften berücksichtigten wir dabei die IKEA-eigenen, strengen Brandschutzstandards. Im anlagentechnischen Bereich sieht unser Konzept unter anderem eine Sprinkleranlage, eine automatische Brandmeldeanlage sowie Entrauchungsanlagen vor. Eine Gaslöschanlage schützt sensible Bereiche wie die Serverräume. Auch die auf dem Dach befindliche Fotovoltaikanlage wurde in die Überlegungen einbezogen, da sich diese auf die erforderlichen Abstände zu Gebäudeöffnungen auswirkt.
Brandschaden von 10.000 m² auf 50 m² reduziert
Das rund 150 lange und 120 Meter breite Logistikzentrum hat zwei Ebenen, in jeder ist ein Hochregallager untergebracht. Insgesamt gibt es mehr als 30.000 Regalplätze mit überwiegend brennbaren Stoffen wie Holz, Pappe oder Kunststoff. Wir reagierten auf die hohen Brandlasten mit einer Sprinkleranlage für das gesamte Gebäude. Neben Decken- wurden überwiegend Regalsprinkler eingesetzt: „Die vier größten Brandabschnitte sind jeweils rund 10.000 m² groß. Mit direkt an den Regalen platzierten Sprinklern reduzieren wir Brandschäden auf etwa 50 m² und damit auf ein Minimum. Trotz eines Brandes gäbe es wohl nicht mal eine Betriebsunterbrechung, die Kunden bekämen weiterhin ihre Waren“, führt Hoyer-Weber aus. Wir konzipierten auch Sonderlösungen für Sprinkler in verschiebbaren Regalen oder für die Lagerung von Kleinteilen: Insgesamt wurden mehr als 19.000 Sprinkler installiert. Aufgrund der Gebäudegröße galten auch für die Wasserbevorratung erhöhte Sicherheitsstandards: Zwei Hauptpumpen und eine Reservepumpe stellen sicher, dass die Sprinkleranlage selbst bei zwei gleichzeitig auftretenden Brandereignissen für die vorgeschriebene Dauer von 90 Minuten löscht.
Effizientes Konzept zur Brandrauchverdünnung
Heiße Rauchgase sind für Menschen eine große Gefahr und erschweren die Flucht. Im Logistikzentrum war durch die übereinander platzierten Hochregallager spezielles Know-how in puncto Rauchabzug gefragt. Im oberen Lager erfolgt dieser über Rauchabzugsöffnungen im Dach. Das untere Lager erhielt eine mechanische Brandrauchverdünnungsanlage: Verbunden mit Entrauchungsventilatoren am Dach wird die Luft mehrmals pro Stunde getauscht. „Nach den Richtlinien wäre pro Stunde ein 12-facher Luftwechsel erforderlich gewesen. Da die Rauchmenge durch die Sprinkleranlage aber bereits stark reduziert wird, konnten wir diesen auf 3-fach senken. Das bedeutet weniger und kleinere Ventilatoren und damit niedrigere Kosten“, so Hoyer-Weber. Um die Distanzen für Flüchtende so gering wie möglich zu halten, planten wir mit einem unterirdischen Fluchttunnel eine weitere Sicherheitseinrichtung.
Wirtschaftlich & gesetzeskonform
Während der einjährigen Bauzeit stellten wir sicher, dass die Umsetzung durch die ausführenden Unternehmen nach den Vorgaben des Brandschutzkonzepts erfolgte und alle Bauprodukte und Materialien den geltenden Richtlinien entsprachen. Dabei unterstützten wir IKEA auch im baulichen Bereich mit Sonderlösungen: Stahlträger wurden durch feuerfeste Verkleidungen mit den behördlichen Anforderungen in Einklang gebracht. Für den Bauherren ermöglichte der Einsatz der Fertigteile ein weiteres Potenzial für eine wirtschaftliche Errichtung.
2018-2019, Österreich
ARGE Nüssel & bauwert Köstenberger IKEA CDC
Hochregallager und Abholstation
50.000 m²